EigenerText: Kompetenz statt Delinquenz

Es gibt viele Menschen, die anecken, ihr Leben nicht gut auf die Reihe bekommen, die delinquent werden, zu Drogen greifen oder auf andere Art in ihrem eigenen Leben stranden. Das tragische daran ist, dass all diese Menschen nicht böse oder schlecht veranlagt sind, sondern dass sie keine Möglichkeit erlernt haben in ihrem Umfeld einen gesellschaftlich akzeptierten Weg zu finden ihre Bedürfnisse zu befriedigen.

Woher kommt „abnormes Verhalten“

Jeder Mensch hat Grundbedürfnisse, körperlicher und psychischer Art, die er versucht zu befriedigen um Wohlbefinden zu erlangen. Wenn wir unsere Grundbedürfnisse nicht befriedigen geht es uns schlecht, je weniger wir sie befriedigen desto schlechter geht es uns, auch wird der Leidensdruck größer und je größer unser Leid umso mehr Kompensationsstrategien fährt unsere Psyche. Wenn es uns in großem Maße nicht gelingt unsere Grundbedürfnisse zu befriedigen, dann ist unsere Psyche in ihrer Funktionsfähigkeit eingeschränkt, was unser Überleben in einer potentiell gefährlichen Umwelt gefährdet. Also ersinnt unsere Psyche z.B. Phantasien die einen Mangel ausgleichen, verdrängt Verletzungen/Emotionen die uns aus der Bahn werfen, lässt uns etwas Empfinden was gar nicht da ist etc. …. Je größer der Leidensdruck, desto mehr Fantasien und Möglichkeien zur „Lösung“ unserer Probleme ersinnen wir. Im gleichen Maße steigt die Bereitschaft Grenzen (eigene und gesellschaftliche) zu überschreiten damit es uns besser geht und auch die Mittel mit denen wir selbst und unsere Psyche versuchen unseren Leidensdruck zu mindern werden mit steigendem Leid extremer.

Negatives mit Positivem ausgleichen

Jeder Mensch erlebt Belastungen, emotionale Verletzungen und Leid in seinem Leben. Je größer diese Belastungen sind, desto schwieriger ist es konstruktiv mit diesen umzugehen. Grundsätzlich können wir unserem Leid am besten damit begegnen (oder präventiv Auswirkungen negativer Ereignisse abzuschwächen), indem wir Kompetenzen, Erfahrungen und Möglichkeiten erwerben unsere psychischen Grundbedürfnisse auf vielseitigen Wegen zu befriedigen. Je besser wir dafür sorgen können, dass wir positive Emotionen erleben, desto größer ist unsere Widerstandskraft mit negativen Erlebnissen umgehen zu können (Resilienz). Je mehr Negatives wir erlebt haben in unserem Leben, desto weniger Kompetenzen haben wir in der Regel erlernt und sind damit gefährdeter dafür, dass negative Erlebnisse uns wieder aus der Bahn werfen (Vulnerabilität).

Kompetenzen die uns helfen

Mit Kompetenzen meine ich, dass wir in der Lage sind: trotz Gegenwind verständnisvoll und wohlwollend uns selbst gegenüber zu bleiben, dass wir unsere Gefühle wahrnehmen können, dass wir diese als wichtig und angebracht empfinden, dass wir uns für unsere eigenen Belange einsetzen können ohne uns gleich von anderen Meinungen oder Protest einschüchtern und verstummen zu lassen, dass wir Vertrauen haben uns selbst so ausdrücken zu können, dass der Gegenüber versteht was uns wichtig ist, dass wir Verletzungen anprangern und Wünsche aussprechen können, dass wir unsere Angst vor Zurückweisung oder beschämt zu werden, überwinden können, dass wir das Vertrauen haben, das andere angemessen mit dem Umgehen was wir sagen und auch ein Interesse daran haben dass es uns gut geht, dass wir unsere Ängste, Sorgen und inneren Konflikte mit anderen Menschen teilen und darüber sprechen können, dass wir auch Seiten von uns zeigen können, die uns verletzlich oder unvorteilhaft zeigen und darauf vertrauen trotzdem oder gerade deswegen gemocht zu werden, dass wir mit anderen Menschen sprechen, uns in sie hineinversetzen können und ihr Verhalten und ihre Motive zu verstehen lernen, dass wir auch in der Lage sind, andere Menschen in ihrem Verhalten beeinflussen zu können indem wir eine Bindung zu ihnen aufbauen, dass wir zulassen können andere Menschen zu brauchen und gebraucht zu werden, dass wir lernen mit Konflikten umzugehen, diese auszuhalten, eine Position vertreten und mit anderen in Diskussion gehen zu können, dass wir uns ein Bild von unserer Umwelt machen können, dass uns hilft Erlebtes in einen Sinnzusammenhang mit unserem Weltbild stellen zu können, dass es uns gelingt Kompetenzen zu erlernen, die uns ermöglichen eine Aufgabe in der Gesellschaft (Beruf) auszuüben, der uns das Gefühl gibt für das große Ganze wichtig und Bedeutsam zu sein, dass wir uns Rat und Unterstützung holen können wo wir selbst überfordert oder verunsichert sind, dass wir Freizeitmöglichkeiten entwickeln, die uns helfen positive Gefühle zu erleben und negative Emotionen zu regulieren, dass es uns gelingt eine Identität zu entwickeln die uns ermöglicht ein Gefühl von Zugehörigkeit zu entwickeln und ein soziales Netz aufzubauen, dass wir Nähe (emotional und körperlich) wünschen und zulassen können, diese durch unser Befinden so mitgestalten können, dass es uns gut geht und wir das Gefühl haben auch in unserer Integrität wahrgenommen und respektiert zu werden, dass wir das Gefühl haben unseren Emotionen nicht wahllos ausgeliefert zu sein, sondern durch soziale Begegnungen etc. unsere Gefühle regulieren zu können…

Destruktive Überlebensstrategien

All dies sind Kompetenzen die uns helfen konstruktive Möglichkeiten zu entwickeln unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Je mehr wir von diesen Kompetenzen erwerben, desto weniger notwendig ist es für uns nach Scheinlösungen zu greifen (Verdrängung, Betäubung, Ablenkung, Machtmissbrauch, Manipulation, Nötigung, Gewalt, Sexualisieren, Vermeidung, Isolierung, emotionale Erpressung, Abwertung etc. …).

Leben geht nicht ohne Grenzsituationen

Natürlich sind wir alle Menschen und jedes Umfeld hat seine Probleme, Herausforderung und „Themen“. Jeder Mensch erlebt Leid in seinem Leben und niemand kann alles immer gut oder immer ausreichend, jeder kommt immer wieder in Situationen die einen in einen emoionalen Bereich bringen der so unangenehm ist, dass wir ihn nicht gerne aushalten wollen… gerade diese Situationen sind wichtig und oft der Ausgangspunkt für maladaptive Verhaltensmuster (also Verhaltensweisen, die das Problem nicht lösen oder unsere Situation verbessern, sondern nur kurzfristig Linderung verschaffen). Deshalb ist es so wichtig sich dann die richtige Unterstützung zu holen die einem emotionalen Halt gibt, wenn wir diesen selbst nicht finden. So können wir unser Leben selbstbestimmt gestalten anstatt uns von unseren negativen Verhaltensmustern fremdbestimmt zu fühlen.

Es gibt viele Möglichkeiten oben genannte Kompetenzen zu erlernen, aber in der Regel erlernen wir diese mit anderen uns wohlwollend gestimmten, unterstützenden etc. Menschen mit denen wir in Austausch und Interaktion gehen (Freunde, Partner, Familie, Lehrer, Therapeuten, Sozialarbeiter, Kollegen etc.)

verfasst von Johannes Supertramp  

 

 

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