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In der Evolution haben sich verschiedene psychische Grundbedürfnisse biologisch verankert (zu Grundlegendem siehe auch folgenden Text). Dies bringt mit sich, dass wir bestimmte Erlebnisse/Erfahrungen machen müssen, damit diese psychischen Grundbedürfnisse befriedigt werden. Sind diese psychischen Grund-Bedürfnisse nicht befriedigt, ist das ähnlich unbefriedigter körperlicher Bedürfnisse, je nach Intensität des Mangels, unangenehm bis schmerzhaft für uns, wodurch wir motiviert werden unser Verhalten verstärkt auf die Befriedigung dieser Grundbedürfnisse auszurichten. Wären diese psychischen Grundbedürfnisse nicht biologisch verankert (wie es die körperlichen Grundbedürfnisse sind) wäre ihre Verletzung egal oder belanglos und somit wären es auch keine Grundbedürfnisse. Werden diese psychischen Grundbedürfnisse über längere Zeit verletzt beeinträchtigt dies unser Wohlbefinden und unsere psychische Gesundheit.
Unsere Grundbedürfnisse „zwingen“ uns somit anhand unserer Emotionen automatisch zu einem bestimmten Verhalten, dass sich zum Überleben bewährt hat. Wir Menschen haben vier psychische Grundbedürfnisse (vgl. Grawe 2004)
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das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle (wer seine Umwelt gut einschätzen kann kann sinnvoll handeln und wer in der Lage ist Kontrolle/Einfluss zu nehmen, der kann aktiv seine Bedürfnisse befriedigen und ist nicht auf den Zufall angewiesen)
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das Bindungsbedürfnis (die Gemeinschaft bietet den besten Schutz vor Gefahren und einen Pool aus Ressourcen/Kompetenzen der allen zu Gute kommt – viele Tätigkeiten sind alleine kaum zu bewerkstelligen)
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das Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung (unser Körper braucht einiges zum Funktionieren – körperliche Grundbedürfnisse – deren Befriedigung mit Lustreizen einher geht, zudem müssen unsere Ressourcen sparsam und sinnvoll eingesetzt werden, weswegen für uns irrelevante, sprich sinnlos erscheinende Aktivitäten, mit Unlust einher gehen, da ihr Ausführen Energieverschwendung wäre)
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das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz (das Selbstwertgefühl ermöglicht komplexe soziale Gruppengefüge, mit Normen und Werten, da wir versuchen anderen zu gefallen und auf diese Weise sozial erwünschtes Verhalten an den Tag legen. Sozial erwünschtes Verhalten verhindert unnötige Konflikte und ist notwendig für Zusammenarbeit und den Gruppenerhalt – Komplexe Gruppen erhöhen wiederum die gemeinsame Leistungsfähigkeit)
Unsere psychischen Grundbedürfnisse haben sich mit den körperlichen Grundbedürfnissen über etwa 20 Millionen Jahre durch die Evolution entwickelt. Entsprechend finden sich diese Grundbedürfnisse auch bei vielen anderen Lebewesen. Einzig das Grundbedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz findet man in dieser Form nicht bei Tieren und hat sich demnach wahrscheinlich erst in den letzten ca. 6-7 Millionen Jahren (vgl. Junker 2008) entwickelt .
Da wir Menschen während 99,8 % unserer evolutionären Entwicklung vom Affen zum Mensch in einer anderen, natürlichen und nicht kultivierten Umwelt, gelebt haben, sind wir evolutionär für ein anderes Lebensumfeld optimiert. Die Welt in der wir heute leben ist eine ganz andere als die, in der wir uns über Jahrmillionen hinweg entwickelt haben und an die wir daher angepasst waren. Dies ist der Grund dafür, warum moderne Zivilisation den Menschen immer wieder in Situationen bringt, die nicht gut für sein Wohlbefinden und seine Entwicklung sind und somit auf seine Psyche schlagen.
Wenn wir jedoch diese psychischen Grundbedürfnisse kennen, könnte es besser gelingen das moderne Leben und unser Lebensumfeld so auszurichten, dass wir gut gedeihen und gesund und zufrieden leben können.
Wenn die moderne Welt sich nach den Grundbedürfnissen des Menschen richten würde, wäre das Überleben des Menschen jedoch noch besser und damit das Bevölkerungswachstum größer, wodurch wir uns früher oder später einen Ressourcenmangel herbeiführen würden (dann Chaos und natürliche Regulation). Ein entsprechend optimiertes System kann also nur langlebig sein und ein Gleichgewicht finden, wenn es eine natürliche Regulation vermeidet. Damit keine natürliche Regulation passiert, hat der Mensch, nahezu einmalig in der Natur, die Fähigkeit der Reflexion und die Möglichkeit seine Reproduktion selbst zu steuern (durch Verhütungsmittel) ohne auf die angenehme körperliche Aktivität, Sex, verzichten zu müssen. Natürlich müsste jeder selbst und als aufgeklärter Mensch und aus freien Stücken die Reproduktion beschränken. Repressive Systeme sind keine Lösung. Entsprechend wichtig ist aber Aufklärung und Wissen über den Menschen und seine Bedürfnisse.
Damit diese Utopie Realität werden könnte, muss aber erst das Wissen um diese Grundbedürfnisse Verbreitung finden, sowie Konzepte für moderne Gesellschaften entwickelt werden, die sich an den Bedürfnissen des Menschen ausrichten.
Vielleicht habt ihr ja auch selbst Lust euch mit entsprechenden Themen auseinander zu setzten und das Wissen weiter zu tragen
euer Johannes Supertramp
Zusammenfassung:
Der Mensch hat körperliche und psychische Grundbedürfnisse. Um Grundbedürfnisse handelt es sich deshalb, da ihre Verletzung nicht egal, und ihre Befriedigung wichtig für die eigene Entwicklung und Gesundheit sind. Sind die psychischen Grundbedürfnisse nicht befriedigt, bekommen wir zwar (die Psychosomatik mal außen vor gelassen) keine körperlichen Beschwerden, aber unser psychisches Wohlbefienden leidet und wir können psychische Störungen entwickeln. Menschen haben das psychische Grundbedürfnis nach: 1.) Orientierung und Kontrolle, 2.) nach Bindung, 3.) nach Lustgewinn und Unlustvermeidung und das nach 4.) Selbstwerterhalt und Selbstwerterhöhung.
Unsere moderne Lebenswelt entspricht nicht der Umwelt, der wir Menschen uns im Laufe unserer Evolution angepasst haben, weshalb unsere heutige Lebensweise häufig psychische Probleme mit sich bringen kann. Eine nachhaltige und positive Gesellschaft, sollte sich – meiner Ansicht nach – also an den Grundbedürfnissen des Menschen ausrichten. Allerdings müsste eine freiwillige, durchdachte und durch Aufklärung (und nicht durch Repression!!!) vermittelte Form der Geburtenregulation/Verhütung statt finden, da der Ausgangspunkt der natürlichen Selektion ein Mangel an Ressourcen ist, was es zu vermeiden gälte.
GRAWE, Klaus (2004): Neuropsychotherapie; Hogrefe Verlag;
JUNKER, Thomas (2008): Die Evolution des Menschen; C.H. Beck Verlag;