Wir wissen, dass eine Beziehung oder eine Freundschaft nicht einfach besteht bis sich einer dagegen entscheidet oder alle alt sind und irgendwann sterben. Nein. Das Leben hat viel mehr zu bieten. Jede zwischenmenschliche Beziehung bedarf einer Menge Kommunikation. Der verbale und nonverbale Austausch stellt erst Nähe zwischen Menschen her und ist der Pulsschlag jeder Beziehung. Nimmt der Puls ab stirb irgendwann das Leben in der Beziehung und sie ist nichts mehr weiter als ein Skelett, dass einzig, getragen von Konventionen und äußeren Umständen, weiterbesteht und ebenso viel Freude bereitet oder menschliche Bedürfnisse erfüllt, wie die Pflastersteine der Garagenauffahrt. Sie erfüllen eine Funktion, aber anfangen kann man nicht viel mit ihnen und das eigene Herz erfreuen diese sicherlich nicht.
Nähe und Verbundenheit ist der Grund, dass es Kommunikation gibt
Kommunikation ist nicht immer leicht. Sie erfordert Interesse, Mut, Empathie (Einfühlungsvermögen) und den Willen der Gestaltung. Häufig scheint es mir, als würden Menschen Sprache nur so nutzen, wie sie es gelernt haben ohne über deren Sinn nachzudenken und ohne den Versuch diese als Mittel einzusetzen. Der Sinn von Sprache besteht wohl darin, dass ich mir die Lebenswelt (Einstellungen, Gefühle, Bedürfnisse, Ideen, Gedanken, Biographien, Beweggründe, Beziehungen…) meiner Mitmenschen erschließen kann und ihnen mein Leben und meine Person näher bringen und verständlicher machen kann. Durch diesen Austausch lernen wir erst unsere Mitmenschen in ihrer Gesamtheit kennen und können dadurch erst eine Beziehung und Nähe zu ihnen aufbauen. Da wir laufend Neues erleben, neue Erfahrungen machen und neue Gefühle und Lebenssituationen kennen lernen, entwickelt sich unsere Persönlichkeit laufend. Folglich kann man keine Freundschaft, Beziehung, Ehe mit Kommunikation herstellen und dann aufhören mit einander zu kommunizieren, wenn man nicht will, das diese mit der Zeit vergeht. Das ist das schöne am Leben, wir können nicht etwas herstellen und es dann ein Leben lang genießen, sondern wir müssen alles das uns wichtig ist laufend erhalten und dieser Prozess und die viele Arbeit und Hingabe die wir erbringen müssen macht die Dinge des Lebens so zu etwas besonderem.
Die Schwierigkeit mit dem Vertrauen
Wenn wir miteinander kommunizieren ist es wichtig zu vertrauen, denn andernfalls ist Kommuniktion nur ein inhaltsleeres Ritual das keine Nähe schafft und dann hat sie höchstens informativen, aber keinen emotionalen Wert. Auch ist es sinnvoll sich so zu verhalten, dass umgekehrt der andere uns auch vertrauen kann, denn erst dort wo Vertrauen besteht, sind wir bereit uns zu öffnen und uns selbst mit unseren Wünschen, Bedürfnissen, Ängsten und Träumen zu offenbaren und eben dass ist notwendig für eine gute Verbindung zu einander. Das Vertrauen anderer müssen wir uns durch empathisches, verständnisvolles und wertschätzendes Verhalten, aber auch durch Authentizität (ehrliche die eigenen emotionalen Reaktionen benennen – also auch mal sagen was der andere vielleicht nicht hören möchte) erwerben. Denn wenn wir für den Gegenüber kein Verständnis finden und er das Gefühl hat, für alles was er sagt verurteilt zu werden, wird er sich sehr zurück halten. Genau so verhält es sich, wenn er das Gefühl hat wir sagen gar nicht was wir wirklich denken oder welche Emotionen das Gesagte in uns auslöst. Dass man bei diesem Gleichgewicht zwischen Empathie und Abgrenzung (nicht alles unkommentiert stehen lassen) auch mal stark in die eine oder andere Richtung Pendelt ist wahrscheinlich die absolute Lebensrealität und auch notwendig um von dem Gegenüber auch als fehlbarer Mensch wahrgenommen zu werden, was gut für das Selbstwertgefühl des Gegenübers und damit auch für die Verbindung zu einander ist.
Mit dem Vertrauen muss aber einer von beiden anfangen, womit es durchaus eine Entscheidung ist die wir auch bewusst treffen können. Unter welchen Voraussetzungen wir wem vertrauen ist letztlich eine Entscheidung, die wir in jeder Beziehung und Situation neu treffen müssen und die natürlich stark von unseren Erfahrungen geprägt ist. Das schwierige bei Vertrauen ist aber, dass einer anfangen muss sich verletzlich zu machen und sich in seiner ganzen Emotionalität und Bedürftigkeit zu zeigen. Dieser Vertrauensvorschuss wird belohnt, wenn der Gegenüber dadurch auch den Mut fast sich zu offenbaren. Einer muss aber anfangen und sich ein Stück weit in die Arme des anderen fallen lassen. Vertraut man einander, kann man einander durchs leben tragen und in dem anderen Halt finden. Vertrauen ist aber ein Deal zwischen beiden Seiten, nur wenn jeder etwas in die Wagschale legt, ist das Vertrauen stabil genug um darauf eine gut Beziehung aufzubauen. Deshalb muss jeder etwas persönliches von sich Preis geben und als Einsatz legen, sonst kann keine Nähe entstehen. Vertrauen ist letztlich die Voraussetzung dafür, dass wir tiefgehende und befriedigende zwischenmenschliche Beziehungen führen können.
Kommunikaion ist weit mehr als Sprache
Kommunikation selbst muss nicht immer heißen, dass wir mit einander sprechen. Wir können auch gemeinsam etwas unternehmen, etwas erleben und gemeinsam Erfahrungen sammeln.
Da Männer sich manchmal etwas schwerer tun offen ihre Emotionen zu benennen drücken sie sich des öfteren nonverbal aus. So geht man beispielsweise einem gemeinsamen Hobby nach oder fühlt sich durch das Teilen eines gemeinsamen Interesses verbunden. So kann man durchaus nonverbal durch das eigene Handeln Zuneigung, Liebe und die Bedeutung des anderen für einen selbst ausdrücken. Da dies aber nur ein Teil der Kommunikation ist können Männer aber genau so gut lernen ihre Emotionen zu benennen. Damit tun Männer sich wahrscheinlich aufgrund ihrer geschlechtsspezifischen Sozialisation noch etwas schwerer als viele Frauen (vielleicht fällt es ihnen auch schwieriger sich selbst zu offenbaren, da sie in den „Konkurrenzkämpfen“ mit anderen Männern schnell merken, dass „sich verletzlich zeigen“ oft scherzhaft sein kann, wenn die anderen mit dieser Selbstoffenbarung nicht wertschätzend umgehen).
Frauen hingegen sind häufig recht wertschätzend, zeigen offen ihr Interesse an der Befindlichkeit des anderen und kommunizieren teilweise offener ihre Befindlichkeit oder Bedürftigkeit und sind auch eher bereit sich mit emotionalen Schwierigkeiten an andere zu wenden. Dafür fällt es ihnen wahrscheinlich schwerer eine Beziehung aufrecht zu erhalten, wenn keine Kommunikation möglich ist, Grass über etwas wachsen muss oder ohne Kommunikation Vertrautheit herzustellen.
Nicht das eine ist besser als das andere, sondern beides ist wichtig
Ich will nicht sagen, dass das eine besser oder schlechter als das andere ist. Tatsächlich ist aber beides wichtig für eine gute Bindung und das Gefühl von Verbundenheit mit anderen. Ohne miteinander zu sprechen, können grundlegende Differenzen nicht geklärt werden und erst recht können so keine Lösungen gefunden werden, die für beide Seiten zufriedenstellend sind. Offene Kommunikation ist also absolut notwendig und lohnenswert sie zu erlernen. Ohne die eigenen Emotionen in dem eigenen Verhalten auszudrücken und auch manchmal nonverbal zu kommunizieren, funktioniert es auch nicht, da man sonst irgendwann unglaubwürdig wirkt und da bei zu vielen Worten die Aufmerksamkeit des Gegenübers abnimmt.
Entsprechend können hier Männer von Frauen lernen und Frauen von den Männern. Die Männer können lernen empathischer und offener mit ihrem Gefühlsleben und ihren Bedürfnissen zu werden, diese zu betrachten zu formulieren und auch über formuliertes Interesse – also anhand von direkter Nachfrage – ihr Interesse für die Frau zu bekunden. Die Frauen hingegen können lernen auf Ungesagtes zu achten, auf Gesten die Zuneigung ausdrücken, auch können sie lernen fordernder zu sein, sich abzugrenzen von dem was gesagt wird oder konsequent für die eigenen Belange einzustehen. So können beide von einander profitieren, sich gegenseitig Lehrer sein und sich durch die verbesserte Kommunikation auch näher kommen.
Gender
Wenn ich von Männern und Frauen spreche ist mir wichtig zu sagen, dass es keine Eigenschaft gibt, die nur bei Männern oder nur bei Frauen existiert. Es gibt sehr empathische und offene Männer und auch sehr konsequente, fordernde und ruhige Frauen. Es wurde inzwischen sogar belegt, dass die Unterschiede in den Persönlichkeitsmerkmalen und Eigenschaften, innerhalb der Kategorie Frauen und innerhalb der Kategorie der Männer jeweils größer ist, als die Unterschiede zwischen dem Durchschnitt der beiden Kategorien. Das Einzige das Männer und Frauen wirklich unterscheidet sind die biologischen Gegebenheiten des Körpers. Alles andere ist veränderbar, erlernbar und anerzogen. Wenn von „männlichen“ oder „weiblichen“ Eigenschaften gesprochen wird, meint dies Eigenschaften, die auf Grund der Sozialisation tendenziell NOCH etwas häufiger bei dem einen Geschlecht auftreten, als bei dem anderen. So können Frauen auch „männliche“ Eigenschaften haben und umgekehrt.
Hierzu findet ihr auf folgender Seite noch eine schöne Beschreibung:
→ Susanne Kleinhenz: Was Männer und Frauen von einander lernen können;
Url.: http://www.5-sterne-redner.de/data/download/presse/wkkleinhenz022010.pdf (15.02.2013)
Interpretation des Verhalten anderer
Je besser und ausführlicher die Kommunikation mit unseren Freunden, Partner… ist, desto mehr wissen wir um seine Befindlichkeiten, Bedürfnisse, und Träume. Dies hat den tollen Nebeneffekt, dass wir das Verhalten des anderen leichter deuten können und dieses nicht so oft falsch interpretieren, um hinterher in einem Streit heraus zu finden, dass wir etwas in das Verhalten des anderen hinein interpretiert haben, dass dort gar nicht vorhanden war.
Es wird klar, dass wir nicht nur mit unserem Partner und unseren Freunden mehr und tiefer kommunizieren sollten, sondern auch mit den verschiedenen Menschen unserer Gesellschaft und mit anderen Kulturen, damit wir diese besser verstehen und weniger Missverständnisse und Verletzungen entstehen indem wir die Bedürfnisse der anderen nicht achten oder nicht darum wissen.
verfasst von Johannes Supertramp