EigenerText: Wie Emotionen unsere Welt kreieren und verändern

Können wir vor unserem eigenen Leben, unserer eigenen Situation und unseren Emotionen davon laufen? Viele Menschen versuchen es immer wieder, oder besser gesagt, jeder versucht es irgendwann mal. Der eine intensiver als der andere, aber letztlich gibt es in jedem Leben Situationen oder Emotionen die wir am liebsten nicht mitbekommen würden. Da es für diese komplexen und schwierigen Situationen und die damit einher gehenden negativen Emotionen keine einfache Lösung gibt, versuchen wir oft diese einfach auszublenden, sie zu verdrängen oder zur Vermeidung in eine andere Realität zu fliehen. Einfach da dieses Verhalten wie eine einfache und angenehme Lösung scheint… levitation-1374181_1280Egal ob jemand in Romanen versinkt, in virtuellen Spielerealitäten, sich in einem klar vorgegebenen und routinierten Lebensumfeld im Job vergräbt, sich lieber mit dem Leben fiktiver Seriencharaktere beschäftigt, im Rausch oder Sex die Wogen der eigenen Seele zu besänftigen oder fehlendes zu ersetzen sucht, sich mit Projektionen in unreale Beziehungen flüchtet, sich in einem anderen Kampf engagiert der von dem eigenen ablenkt oder die eigenen Emotionen beim Extremsport mit noch stärkeren Emotionen (die gezielt hervorgerufen und kontrolliert werden können) zu verdecken versucht. Was bleibt ist immer eine schwierige Situation und Befindlichkeit die sich nicht von alleine „lösen“ wird und daher unsere Aufmerksamkeit erfordert.

Emotionen lassen sich nicht abstellen

Natürlich kann es manchmal hilfreich oder entlastend sein verschiedene der oben genannte Strategien anzuwenden, einfach damit wir funktionieren oder weil die ganze Emotion auf einmal zu stark ist. Da kann es helfen sich den eigenen Emotionen erst durch Anteilnahme bei anderen anzunähern. Andererseits sind Emotionen das was unser Leben ausmacht und somit ein immanenter Teil davon, der sich nicht abstellen lässt und der auch extrem wichtig ist (denn Emotionen haben eine wichtige Funktion). Mit Emotionen als dauernden Bestandteil des Lebens kann das Leben nicht nur aus der Suche nach konstruktien Lösungen für den Umgang mit Emotionen bestehen, weshalb die oben genannten Bewältigungsstrategien in einem maßvollen Rahmen normal und sogar als Lebensinhalt oder Kulturgut gelten oder dienen können.

Unbearbeitete Emotionen kehren zurück

Sind Emotionen aber zu stark und kehren so oft wieder, dass sie einen darin beeinträchtigen ein zufriedenstellendes oder funktionierendes Leben zu führen, dann führt kein Weg daran vorbei sich diesen Emotionen zu stellen. Andernfalls wird an die Stelle eines selbstbestimmten und zufriedenen Lebens ein Leben treten, in dem uns unser Handeln von unserer emotionalen Gefangenheit gegen unseren Sinn vorgegeben und gegen unsere Absicht gestaltet wird. Dies wirkt sich negativ auf unseren erlebten Selbstwert, unsere Beziehungen, unsere Selbstverwirklichung, kurz unsere Lebenszufriedenheit aus. Ob einen diese Beeinträchtigung stört muss jeder für sich entscheiden, falls es aber doch stört, macht es Sinn sich mit diesen Emotionen zu befassen. Mit ihrer Funktion, wie wir sie verändern können und woher sie kommen, und damit was sie uns mitteilen wollen. Natürlich gibt es momente, in denen es hilfreich sein kann, die Auseinandersetzung mit sich selbst zu vermeiden damit man funktionieren kann, vor den eigenen Emotionen dauerhaft weglaufen kann aber niemand, weshalb es durchaus Sinn macht sich mit ihnen zu befassen.

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Emotionsregulation und der Sinn negativer Emotionen

Negative Emotionen weisen uns auf einen Sachverhalt hin, der negativ für uns ist. Diese Emotionen können uns also motivieren uns mit dem Sachverhalt zu beschäftigen und nach Lösungen zu suchen. Dies ist oft sehr sinnvoll, da vielen negativen Emotionen soziale Schwierigkeiten oder herausfordernde Situationen zu Grunde liegen die man durch reflektierte Auseinandersetzung und durch aktives Tun verändern und zum Positiven wenden und damit die negative Emotion bewältigen kann. Wer versteht, warum er diese Emotion empfindet und was sie ausgelöst hat, der kann mit diesem Wissen auf verschiedene Weise Einfluss auf die Emotion nehmen (Emotionsregulation: suchen/vermeiden von Situationen, Veränderung einer bestimmten Situation, gezielte Fokussierung der Aufmerksamkeit, Umbewertung der Situation, absichtliche beeinflussung der Stärke der Emotion – siehe auch [ROTHERMUND & EDER: Motivation und Emotion, 2011, S.199]). Da es oft nicht leicht ist herauszufinden, was man empfindet und warum, macht es Sinn sich hierbei bei Bedarf Unterstützung zu holen.

Emotionen mit unveränderlichem Ursprung

Was aber ist mit Emotionen deren Ursprung wir nicht aktiv durch tun verändern können? Das sind die Emotionen, die die Menschen immer wieder dazu bringen über sich selbst hinaus zu wachsen, Fortschritt zu ersinnen um so zu versuchen dort Einfluss zu nehmen, wo es vorher nicht möglich war. Diese menschliche Eigenschaft verändert kontinuierlich die Welt, einfach weil wir manchmal nicht akzeptieren wollen, dass wir auf die Ursache mancher Emotionen keinen Einfluss haben. Also versuchen wir unser Wissen und unseren Einfluss zu erweitern. Das ist total logisch, kann aber nicht verändern, dass die Welt oft nicht so ist, wie wir sie gern hätten.

Diese negativen Emotionen, die wir nicht gut verändern können, können aber auch inspiriren künstlerisch tätig zu werden, da wir dort diese Emotionen ausdrücken und positiv einsetzen können. Wenn wir diese Emotionen aussprechen, zeigen… also in irgendeiner Weise ausdrücken, dann verbinden sie uns mit der Welt und den Menschen um uns, hingegen wenn wir sie umgehen, vermeiden… entfremden und entzweien sie uns von der Welt, da wir in negativer Wahrnehmung gefangen sind und nicht merken, dass es uns allen von Zeit zu Zeit genau so geht.

 

verfasst von Johannes Supertramp

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